Neuer Bridgestone S22 Motorradreifen im Test (2024)

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Oberflächlich betrachtet geht Bridgestone hier den leichten Weg. Die präsentieren den neuen Straßensportreifen S22 auf der Rennstrecke Jerez. Der makellose Asphalt schimmert sanft in der warmen andalusischen Sonne. Doch die scheinbar perfekten Rahmenbedingungen sind eigentlich ein Albtraum für einen Straßenreifen. Denn als Testgeräte stehen ganz normal 200PS Geräte zur Auswahl bereit. In der Boxengasse warten die neue S1000RR, eine Panigale V4S oder auch eine Superduke R. Wir sprechen hier vom Test mit einem Straßenreifen mit Silicaanteil. Der Pneu bietet ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit und eben auch eine Gummimischung die im Nassen gut hält. Solche Dinger sind mit den irren Leistungen der aktuellen 1000er auf einer Rennstrecke eigentlich überlastet. Doch Bridgestone war selbstbewusst.

Bridgestone S22 beim ersten Test

Der neue S22 ist zwar Nachfolger vom S21 aber gilt als Neukonstruktion. Das merkt man glücklicherweise auch außen am Profil. Der bewährte und anständige S21 bleibt als günstige Alternative jedoch ebenfalls im Bridgestone Programm. Zusätzlich dazu hat man als echte Sparversion noch den BT016Pro im Angebot. All diese Reifen sind sportliche Straßenreifen. In der Liga wo man eben eine anständige Portion Alltagsnutzen in Kombination mit prächtigen Grip und tollen Handling hat. Die Laufleistung vom S22 ist übrigens auf dem Niveau vom S21. Laut Bridgestone gab es da bei internen Tests keine Verbesserungen aber auch keine Verschlechterungen.

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S22 Test auf der Panigale V4S

Beim ersten Turn wählte ich die Ducati Panigale V4S. Die Maschine schickt ein Drehmoment aufs Hinterrad, welches den Reifeningenieuren eigentlich ein Burnout spendieren müsste. Doch sie haben es hingekriegt. Und nach wenigen Runden war mir auch klar, warum Bridgestone uns hier auf die Rennstrecke geschickt hat. Sie wollten uns das Vorderrad am Silbertablet präsentieren.

Das neue Vorderrad ist tatsächlich eine spürbare und mächtige Verbesserung zum Vorgänger. Bei Reifen finden Veränderungen leider oft in kleinen Dosierungen statt. Für Normalverbraucher sind diese Veränderungen kaum spürbar. Doch dieses mal ist es anders. Das S22 Vorderrad gibt sich auch bei harten Bremsmanövern willig am Kurveneingang. Dabei ist es dem Reifen fast egal ob Du in den Radius bremst, dabei die Bremse löst oder rollend durch die Kurve eierst. Das Handling ist wirklich großartig. Klar fehlt es immer noch ein wenig im Vergleich zum Slick. Der Pneu ist eine Spur weniger präzise aber auch weniger radikal als ein Rennreifen. Doch der Reifen ermöglicht auch sehr routinierten Piloten einen herzhaften Trackday auf modernen Motorrädern.

Bridgestone S22 - Änderungen auch sichtbar - neues Profil

Laut Bridgestone kommt das tolle Handling an der Front auch vom Profildesign. Beim Interview für das 1000PS Video versicherte mir Fabian von Bridgestone vor laufender Kamera, dass das Profildesign einen entscheidenden Einfluß auf das Handling hat. Ich war mir sicher, dass die sportlich gestalteten Linien in erster Linie ein Designelement sind. Das Profil vom S22 steht dem Reifen übrigens gut und zeigt auch selbstbewusst, das der Reifen ein sportlicher Bursche ist. Doch wurde der Reifen radikaler und instabiler? Meine Bridgestone Ansprechpartner vor Ort rollen die Augen und sprechen leise: Bridgestone ist ein japanischer Konzern. Qualität und Sicherheit stehen hier ganz oben auf der Agenda. Das ganze Thema Stabilität nimmt einen wesentlichen Teil der Prüfungen und Tests ein. Keine Sorge!

In der Tat war bei den Tests der Reifen auf sämtlichen Motorrädern immer sportlich und gut, doch nirgendwo kippelig oder radikal. Da gelang Bridgestone eine tolle Punktlandung bei der Positionierung.

Bridgestone S22 im Test auf der neuen BMW S 1000 RR

Doch warum ist das neue Wunderding nicht auf der S1000RR 2019 montiert? Die neue BMW kommt mit S21 Pneus in die Schauräume der Händler. Auch hier war das Thema strenge Konzernprüfungen der entscheidende Faktor. Der neue Reifen hätte schon vor einem Jahr fertig sein müssen um die strengen Tests absolvieren zu können. Doch als die Tests begannen war der S22 noch nicht fertig. Jetzt ist er da und wir konnten den neuen Reifen auch auf der aktuellen 2019er RR probieren. Natürlich hat die Kombination großartig funktioniert.

3 Mischungen hinten, 2 Mischungen vorne

Bei der Ausstattung vom Reifen darf man sich von der Namensgebung nicht verwirren lassen. Man spricht beim Vorderrad von einem 3LC - 3 Layer Compound und hinten von einem 5LC - 5 Layer Compound. Die 5LC (Five Layer Compound) Zusammensetzung der Lauffläche bietet eine härtere Mischung im Zentrum, eine weichere im Traktionsbereich sowie eine noch weichere auf der Reifenflanke. Also insgesamt 3 verschiedene Mischungen. Bridgestone setzt dabei eine optimierte Mischung im Traktionsbereich des Reifens ein, während die zentrale Gummimischung einen 25 Prozent höheren Silica-Anteil enthält und somit einen besseren Grip auf nasser Fahrbahn ermöglicht. Diese Vorgehensweise war schlau. Denn so hat man bei geringen Schräglagen im Nassen ein hohes Maß an Sicherheit und bei hohen Schräglagen eine tolle Performance im Trockenen.

Beim Test auf der Rennstrecke wurden die Pneus hart rangenommen. Motorräder wie eine BMW S 1000 RR oder eine Panigale V4S schieben mit einem Zunder aus den Ecken, dass Du im Sattel immer wieder vor Euphorie in den Helm kreischt. Nach den Turns hatten die Reifen an meinem Motorrad 85 Grad Celsius. Ein wirklich hoher Wert für einen Straßenreifen. Das ist ein Temperaturbereich wo sich eine für Wet-Grip optimierte Silicamischung schon sehr schwer tun würde.

Vergleich Bridgestone S22 zu S21

Unter den anwesenden Testpiloten aber auch unter den fleißigen 1000PS Communitymitgliedern gab es schon einige Personen welche den S21 im direkten Vergleich mit dem S22 fahren konnten. Laut Bridgestone erlaubt der S22 einen um 15% höheren Kurvenspeed auf der hauseigenen Teststrecke. Unsere Informationen haben die Unterschiede zwar nicht in Zahlen fassen können, attestierten dem neuen Pneu aber ein besseres Handling. Niemand konnte einen Nachteil im Vergleich zum Vorgänger entdecken.

Bei Berichten zu neuen Reifen scheint sich das Journalisten-Latein alle paar Jahre zu wiederholen. Doch es ist logisch. Sowohl in der Grundlagenforschung, als auch in der Produktionstechnik und bei den Tests selbst gibt es laufend Fortschritte. Und bei Bridgestone gibt es seit dem Ausstieg aus der MotoGP eine ganze Abteilung von hochmotivierten und super qualifizierten Leuten welche nun Serienprodukte entwickeln. Echte Schwächen hat der Reifen also keine. Als Journalist muss man es nur schaffen den Pneu den richtigen Leuten zu empfehlen. Es ist immer noch so, dass ein Sporttouringreifen wie der T31 eine längere Lebensdauer wie der S22 hat. Auf der anderen Seite gibt es Produkte mit einem noch sportlicheren Focus. Bei Bridgestone zum Beispiel den RS10. Dieser bietet ein zackigeres Einlenkverhalten, mehr Reserven bei langen Trackday-Turns aber kaum Sicherheit bei Nässe und weniger Lebensdauer.

Verfügbare Dimensionen Bridgestone S22

Der neue Reifen ist bereits seit Januar in den wichtigsten Größen verfügbar. Also 120/17 vorne und 160, 180, 190-50, 190-55 und 200 hinten. Die 180-60 Dimension sowie die Dimensionen für die 300er Supersportler kommen im Januar 2020.

Reifenfreigaben Bridgestone S22

Auch wenn die Reifenfreigaben bei aktuellen Motorrädern nicht mehr zwingend erforderlich sind, arbeitet Bridgestone bereits intensiv an Freigaben für alte und neue Motorräder. Diese Freigaben sind auf der Bridgestone Website verfügbar. Beim Reifentest in Jerez fuhren wir den Pneu auf den folgenden Motorrädern: BMW S 1000 RR, Suzuki GSX-R 1000, Suzuki GSX-R 1000 R, Kawasaki Ninja ZX-6R, Kawasaki Ninja-ZX10 R, Ducati Panigale V4S, Honda CBR 1000 Fireblade SP, Honda CB 1000 R, Honda CBR 650, Honda CB 650 R, KTM Superduke 1290 und Suzuki GSX-S 1000.

Preis Bridgestone S22

Auf der Website der Firma Zweiradprofi Pauer werden sämtliche Reifen inklusive Montagekosten gelistet. Daher ist die Seite eine tolle Gelegenheit die Preise der Reifen zu vergleichen. Aktuelle Preise hier.

Bridgestone S22 Test Rennstrecke

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Bericht vom 05.04.2019 | 218.948 Aufrufe

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Author: Rueben Jacobs

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